Dienstag, 29. April 2014

Behinderte als Zeugin vor Gericht

Da kam also die "Vorladung" zu einer Zeugenaussage vor Gericht. Unter Androhung eines Ordnungsgeldes bis zu 1000 Euro und "Ordnungshaft" bis zu 6 Wochen, muß also dafür gesorgt werden, dass die Schwerstbehinderte zum Gerichtstermin kommt. Das erfordert eine lange Vorbereitungszeit. Mit richten, anziehen, in das Auto umsetzen, am Gerichtsgebäude wieder aussetzen usw. sind schon einmal an die 1 1/2 Std.vorübergegangen. Dann wird es kurios. Wir suchen einen behindertengerechten Eingang. An dem alten Gebäude gibt es aussen eine Art Aufzug ( aber ohne Kabine, regnen darf es nicht, heute ist es nur relativ kalt - auch das ist unangenehm ). Da muß man klingeln steht da, dann würde jemand drinnen den Aufzug betätigen. Wir klingeln - 3 Mal, niemand kommt. Ich als Begleiter und Fahrer gehe um das Haus herum, gehe ins Gebäude um nachzuschauen. Niemand zu finden. Es ist Nachmittags, viele der Gerichtsbediensteten scheinen schon nach Hause gegangen zu sein. Wieder um das Gebäude herum. Nun mit dem Rollstuhl in das Gebäude hinein und die Behinderte mit dem Rollstuhl eine Treppe hinauf geschunden. Aber wir sind da erst in der untersten Etage. Der Gerichtssaal in den wir müssen liegt eine Etage höher. Dorthin gibt es aber keinen Aufzug. Der Richter persönlich kommt. Wir erklären. Er macht sich am Aufzug zu schaffen, den wir aber nun nicht mehr brauchen ( halt evtl. doch nach der Verhandlung ) und der ja auch nicht dorthin fährt, wo wir hin müssen. Das wird nun nichts mehr mit dem Aufzug, ein Schlüssel fehlt anscheinend. Der Richter ( er wird nachher die Verhandlung führen - es ist ein kleines Gericht ) ruft bei der Polizeiwache nebenan. 2 Polizisten tragen nun die Behinderte die Treppe hinauf in die obere Etage. Es ist etliche Zeit vergangen zwischenzeitlich. Gottseidank sind wir früh gegangen ! Es folgt die Verhandlung. Die geht recht lang. Die Zeugenaussage der Behinderten wird gar nicht notwendig. Am Ende der Verhandlung werden wieder die Polizisten gerufen. Das klappt gerade noch, denn auch sie hätten bald Feierabdend gehabt. Nun sind wir wieder auf der Etage 1. Die Polizisten gehen. Der Aufzug geht wieder nicht. Nun also hieve ich die Behinderte samt Rollstuhl alleine noch einmal eine kleinere Treppe hinunter, die dann zum hinteren Ausgang führt. Dann wieder zurück ins Auto, Heimfahrt etc. - Da wir den mobilen Pflegedienst verpasst haben, muß ich als Pflegender Angehöriger nun auch noch kathetern. Nach all dem waren wir beide mehr als einfach nur kaputt......

Das Alles beschreiben wir, weil da noch etwas nachkam. Denn heute haben wir das "Zeugengeld" bekommen für den "Einsatz" der Behinderten, die unter Androhung eines Ordnungsgeldes und Ordnungshaft erschienen ist vor Gericht. Dazu mußten Formulare ausgefüllt werden, die Wegstrecke berechnet werden ( ziemlich zeitaufwändig ) etc. Kurzum: Heute kam der Betrag auf unser Konto: Es waren genau 2,00 Euro !!

Montag, 21. April 2014

Behindertenpolitik

Nun doch seit geraumer Zeit aus eigener Betroffenheit aber auch aus Interesse mit dem Thema Behindertenpolitik befaßt, kann ich nach all den Jahren aussagen: Das, was sich in diesem Bereich abspielt ist an menschlicher Mickrigkeit nicht mehr zu überbieten. Die großen Töne von "Inklusion", Integration und Barrierefreiheit sind oft nur Floskeln, hohle Phrasen von Leuten, die - wie in anderen Bereichen auch - Idealbilder vorzeigen, das Gro der realen Situationen von Menschen mit Behinderungen nicht sehen wollen ! Denn aufgezeigt werden sie Ihnen. Aber gerade hier wird ignoriert, arrogant übergangen, dass es wirklich nicht mehr hinnehmbar ist. In D leben über 7 Mill. Behinderte. Das ist keine Randgruppe. Zudem ist die Dunkelziffer sehr hoch. Manche Behinderte nehmen ihre Rechte nicht wahr, weil sie z.B. bei ihren Arbeitgebern mit Nachteilen zu rechnen haben und viele Behinderte merken auch, dass es ihnen nun überhaupt nichts bringt, einen Behindertenausweis zu haben - dies aber nur als Beispiel. Insgesamt betrachtet ergibt sich ein schlimmes Bild. Dabei kommt auch soviel Verlogenes aus der Politik. Die ganzen Machenschaften um die Rundfunkgebühren ( früher GEZ ) sind ein Indiz dafür, wie man mit Doppelzüngigkeit Behinderten etwas aufs Auge drückt, wovon sie vorher jahrzehntelang befreit waren. Für viele Behinderte ergab sich deshalb gerade in den letzten Jahren ein Abstieg in die Armut, ohne vorher aber ein ausreichendes finanzielles Auskommen gehabt zu haben. Es verwundert daher auch nicht, dass es auch heute noch eine Beschränkung für Behinderte gibt, die etwas Geld zusammensparen möchten. Hier gibt es eine Obergrenze von 2 600 Euro. In der heutigen Zeit eine Ungeheuerlichkeit sondersgleichen. Aber wenn das nun die einzigen Nachteile wären. Der Platz für diese Aufzählungen aber würde nicht ausreichen, um es hier aufzuzählen !

Montag, 14. April 2014

Sind Behinderte einsam ?

In einem Land, in dem sich Alles um den Markt, um Geld, um immer mehr in immer schnellerer Zeit dreht gibt es Gewinner und Verlierer. Nicht nur Behinderte gehören zu den Verlieren: Es gibt ganz viele Menschen, die nicht nur finanzierll spüren, dass es z.T. eiseskalt zugeht. Wer sich mit dem Hoeness-Fall beschäftigt hat oder den Medien-Hype um Schumacher betrachtet, kann erkennen, wie auch gesellschaftlich etwas geschieht, was unsäglich ist aber bei näherer Betrachtung genau das aufzeigt, woran diese Gesellschaft krankt.

Ein Mensch, der sich heute nur noch mit 2 oder mehr Jobs über Wasser halten kann, wird wohl kaum dazu kommen oder nur wenig, seine Oma oder seine behinderten Familienangehörigen zu besuchen oder gar zu pflegen. An diesem Beispiel ist etwas erkennbar, was nicht auf alle Personengruppen zutrifft aber eine schlimme Tendenz aufzeigt. Betrachtet man Gesamtgesellschaftlich, was im zwischenmenschlichen Bereich geschieht, so wird auch deutlich, wohin uns die Politik der letzten Jahre geführt hat. Im Groben kann man aussagen: Zu mehr menschlicher und zwischenmenschlicer Kälte !

Als Pfleger eine Schwerstbehinderten, der neben der Pflege noch einen kleinen Betrieb geführt hat, der aber durch die Pflegesituation u.a. ( an anderer Stelle aufgeführten ) Nebenerscheinungen eingegangen ist, weiß ich, wie Rücksichtslosigkeit, Mißachtung und Bürokratismus zu unheilvollen Folgen für eine Behinderte werden können. Wer nicht mehr mithalten kann, ob fiannziell aber auch gesundheitlich oder eben behindert, der wird oft gnadenlos "bestraft".  Vielleicht nicht immer bewußt gewollt aber bewußt in Kauf genommen schon. Die Veranbtwortlichen für diese Entwicklung würden natürlich vehement protestieren. Inklusion, Barrierefreiheit etc. sind oft in Aussagen Verantwortlicher zu finden. Aber die Realität sieht in diesem Land eben auch an diesem Punkt vollkommen anders aus wie die Aussagen der Damen und Herren, die sich gerne mal eine Diätenerhöhung genehmigen aber seit Jahren einer wirklichen Neuausrichtung des Pflegegesetzes ausweichen.

Es gibt sehr einsame Behinderte ! Und diese Einsamkeit ist verordnet. Nein, natürlich nicht aus bösem Willen. Aber bestimmt aus Unachtsamkeit, aus Desinteresse aber auch Rücksichtslosigkeit und Ignoranz.

Samstag, 5. April 2014

Wissen Sie was eine Altenpflegeausbildungsausgleichsverordnung ist ?

Beschreibung:


Die Landesregierung Baden-Württemberg hat im Jahr 2005 die Altenpflegeausbildungsausgleichsverordnung (AltPflAusglVO) erlassen und den Kommunalverband für Jungend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) mit der Durchführung der Rechtsverordnung beauftragt. Die Landesregierung sah die Erforderlichkeit für diese Rechtsverordnung um einen Mangel an Ausbildungsplätzen in der Altenhilfe zu verhindern. In einem Normenkontrollverfahren wurde mittlerweile 2009/2010 die Rechtmäßigkeit der AltPflAusglVO vom Verwaltungsgerichthof Baden-Württemberg bestätigt.


Also: Pflegebedürftige werden herangezogen, um einem Ausbildungsdefizit vorzubeugen.  Das sind so versteckte Kosten, die wir in unserem geringen Budget als zusätzliche medizinische Aufwendungen verbuchen. Und die steigen Jahr um Jahr !